Sonntag, 1. August 2010

Tag 6 + 7 - km 0-1814 - Es faehrt ein Zug nach Nirgendwo


von Sabine

Ja, klar, einige hatten sicher recht damit, als sie meinten "Tagelang nur im Zug? Ist ja urlangweilig!" Natuerlich legen wir uns mittags mal ein, zwei Stunden aufs Ohr, weil's ansonsten eh nichts zu tun gibt. Und die Filme, die sie in unserem - zugegeben - Luxus-2er-Abteil spielen, koennten auch abwechslungsreicher sein (King Arthur und Alexander in Endlosschleife, da sie aber nur auf Russisch gezeigt werden, verstehen wir ohnehin so gut wie nichts). Aber alles in allem ist es eine sehr angenehme und entspannende Form von Langeweile. Und zwischenzeitlich gibt es doch immer einiges zu tun: Essen auf den Bahnsteigen besorgen, fuer ausreichend Koerperhygiene sorgen (was sich leichter als gedacht bewerkstelligenh laesst, da uns die Zugbetreuer gegen umgerechnet 3 Euro ihre Dusche benutzen lassen), herausfinden, wie man die mitgebrachten Fertiggerichte in der einen Tasse, die man zur Verfuegung hat, zubereiten kann, und ganz lange aus dem Fenster sehen. Mein Vater wuerde sagen: "Viel Gegend hier." Mittlerweile sind wir in Sibirien und die Landschaft laesst uns an Die Flucht ohne Ende von Joseph Roth, verbrannte Erde und - natuerlich - Doktor Zhivago denken.
Am Abend begibt man sich dann in den Speisewagen und verbruedert sich mit den anderen Fahrgaesten. Immer anzutreffen: ein paar Russen, die seit 10 Uhr Frueh Bier trinken. Auf die Frage, ob wir Russisch sprechen, bin ich natuerlich wieder mal dumm genug, "ja" zu sagen. Daraufhin sind wir den ganzen Abend mit Uebersetzen fuer eine Gruppe Italiener, mit denen Sergej und der andere, dessen Name mir nicht mehr einfaellt, sich unterhalten wollen, beschaeftigt. Und natuerlich damit, Sergej (der uebrigens eine Fledermaus auf die linke Schulter taetowiert hat) und den anderen abzuwehren. Gott sei Dank lernen wir auch noch Damian (Schweiz), Stefanie und Pascal (Frankreich) kennen. Mit ihnen gehen wir in ihr Abteil, lassen uns ein kompliziertes Kartenspiel beibringen und trinken ihren mitgebrachten Wodka.
Betrunken schlaeft es sich im fahrenden Zug schliesslich am besten. Wir trauemen von Arthur (Clive Owen) und Anzengruber-Schnitzeln.

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